19.07.2019
Schulungsangebote ersparen Krankenhausaufenthalte
Dr. Erika Metzdorf: „Die rasante Technisierung der Diabetestherapie durch Insulinpumpen und Blutzuckersensoren erzeugt einen neuen und rasch wachsenden Schulungs- und Betreuungsaufwand“
Für eine langfristig erfolgreiche Diabetestherapie ist es notwendig, Patienten besondere Kenntnisse über die richtige Ernährung, das Wesen und die Ursachen von Diabetes sowie die Vermeidung und Erkennung von Folgeerkrankungen zu vermitteln. Die Diabetologischen Schwerpunktpraxen in Niedersachsen halten dafür ein niederschwelliges Schulungsangebot bereit, das vielen Patienten den stationären Aufenthalt in einem Krankenhaus erspart und so gleichzeitig erhebliche Kosten für das Gesundheitssystem einspart.
„Diabetologische Schwerpunktpraxen sind vor allem auch Schulungspraxen“, erläutert Dr. Erika Metzdorf. In ihrer Gemeinschaftspraxis berät sie mit ihrer Kollegin Michaela Germelmann Patienten über das komplexe Krankheitsbild Diabetes. Sie besprechen in Einzelgesprächen die möglichen Auswirkungen auf zahlreiche Organsysteme, führen umfangreiche Untersuchungen durch und legen gemeinsam mit den Betroffenen das weitere therapeutische Vorgehen fest. Fester Bestandteil dabei sind spezielle Schulungen.
Einzelschulungen machen einen großen Teil der Arbeitszeit der Diabetesberaterinnen und -berater aus. Diese Schulungen sind vor allem zu Beginn und auch während der laufenden Therapie immer wieder erforderlich, um beispielweise die Insulin-Spritz- und Messtechnik oder den Umgang mit Notfallspritzen zur Behandlung von Unterzuckerungen.
„Diabetes ist eine chronisch Erkrankung, die die meisten Patienten ein Leben lang in unterschiedlichen Intensitäten begleitet. Sie wirkt in nahezu alle Lebensbereiche hinein. Gerade das erfordert umfangreiche praktische und theoretische Kenntnisse der Patienten“, betont Michaela Germelmann.
Die Patienten und manchmal auch deren Angehörige müssen in der Lage sein, Insulin zu injizieren. Dafür benötigen sie eine umfassende Einweisung. Denn es sind in verschiedenen Situationen wie zum Beispiel bei behandlungswürdigen Blutzuckerveränderungen, zusätzlichen Allgemeinerkrankungen, körperlicher Aktivität oder selbst beim Autofahren unterschiedliche Dosierungen und Anpassungen notwendig.
Die Diabetischen Schwerpunktpraxen in Niedersachsen bieten zudem zahlreiche Gruppenschulungsprogramme an. Sie sind an die unterschiedlichen Diabetesformen und Altersklassen von Patienten angepasst und werden seit Jahren in den Praxen erfolgreich umgesetzt. Regelmäßig werden ihre Inhalte auf den Prüfstand gestellt und fachlich angepasst. Ein spezieller vom VNDN konzipierter Schulungsplaner erleichtert den Beraterteams dabei die Koordination der in den Praxen angebotenen Kurse.
Die rasante Technisierung der Diabetestherapie durch Insulinpumpen und Blutzuckersensoren erzeugt dazu einen neuen und rasch wachsenden Schulungs- und Betreuungsdruck, da die Patienten mit der komplizierten Technik und der Datenfülle von Blutzuckersensoren anfangs häufig überfordert sind.
Die zeitliche Beanspruchung der Beraterteams ist jedoch bereits besonders durch Patienten gefordert, die rasch und unerwartet einen komplizierten Diabetes entwickeln und plötzlich einen stark schwankenden Blutzucker-Stoffwechsel mittels Insulintherapie meistern müssen und dadurch auch hohen psychischen Belastungen ausgesetzt sind, wie Schwangere, Patienten nach Pankreasoperationen und neu manifestiertem Typ 1 Diabetes. Dabei stoßen die vorhandenen Kapazitäten in den niedersächsischen VNDN-Schwerpunktpraxen schon jetzt häufig an ihre Grenzen.
Um den gesamten Beratungsaufwand zum Wohle der Patienten möglichst effizient einzusetzen zu können, benötigen Diabetologen ein gut koordiniertes Team von spezialisierten Diabetesberaterinnen und -beratern. Die Praxen müssen entsprechend ausgestattete Räumlichkeiten vorhalten.
„Ohne diese aufwendige Struktur, die wir ständig in unserer Praxis vorhalten, könnte ich die Arbeit als Diabetologin in der bisherigen Qualität keinesfalls erbringen“, betont Dr. Erika Metzdorf. „Viele Patienten müssten dann, um ein zumindest annähernd gutes Therapieergebnis zu erzielen, wie noch vor Jahren üblich stationär im Krankenhaus behandelt werden.“