04.02.2019
Hälfte aller Fußamputationen ist vermeidbar
Vorbeugung eines diabetischen Fußsyndroms bei allen Diabetespatienten essentiell
Verletzungen an den Füßen sind eine bei Diabetikern schwerwiegende und mit fortschreitender Krankheit häufiger werdende Komplikation. Durch erhöhten Blutzucker kommt es zu krankhaften Veränderungen an den Füßen. Jeder dritte Diabetiker erleidet im Laufe seines Lebens ein Fußgeschwür. Jährlich werden bundesweit etwa 50.000 nicht durch Unfälle bedingte Amputationen an der unteren Extremität vorgenommen. Etwa 70 Prozent davon sind Patienten mit Diabetes mellitus.
„Die Behandlung von Fußwunden in einem multidisziplinären Vorgehen kann jedoch die Hälfte dieser Amputationen vermeiden“, verdeutlicht Dr. Ekkehard Martin vom Verband der niedergelassenen Diabetologen Niedersachsen (VNDN). Neben einer optimalen Stoffwechseleinstellung und Wiederherstellung einer ausreichenden Durchblutung, ist eine professionelle Wundbehandlung, Infektkontrolle, Wundreinigung (Debridement) und konsequente Druckentlastung essentiell. Die Behandlung sollte möglichst in einer speziellen, für das diabetische Fußsyndrom zertifizierten Einrichtung erfolgen.
Ursache für Fußgeschwüre ist oft eine durch den Diabetes ausgelöste Erkrankung der Nerven, eine sogenannte diabetische Polyneuropathie (PNP). Folgen sind trockene und weniger widerstandsfähige Haut sowie Fußdeformitäten. Erschwerend kommt oft ungeeignetes, zu enges Schuhwerk hinzu. Durch die unnötigen Druckbelastungen kommt es zu einer weiteren Verletzungsanfälligkeit der Haut. So können schon kleinere Hautrisse zu schwerwiegenden Infektionen führen und sich zu tiefen Wunden entwickeln, einem sogenannten Ulcus. „Wegen des Verlustes der Sensibilität werden Schmerzen von Diabetikern häufig nicht wahrgenommen und die Gefahren wie drohendem Verlust von Zehen oder gar des ganzen Fußes zu spät erkannt“, so Dr. Martin.
Jeder zweiten Amputation der unteren Extremitäten bei Diabetikern geht eine Durchblutungsstörung, eine sogenannte peripher arterielle Verschlusskrankheit (pAVK), voraus. Diese führt häufig zu heftigen Schmerzen und verzögert oder verhindert die Wundheilung und im Extremfall zum Absterben von Fußteilen. In Verbindung mit einer diabetologischen Polyneuropathie hat das oft besonders schwerwiegende Folgen, weil die Patienten die Schmerzen, die auf eine Verschlusskrankheit hinweisen könnten, eben nicht mehr spüren.
„Grundsätzlich sollte zur Vorbeugung eines diabetischen Fußsyndroms bei allen Diabetespatienten eine regelmäßige Inspektion der Füße und des Schuhwerks sowie eine gezielte Untersuchung auf das Vorliegen einer Nerven- oder Gefäßschädigungen erfolgen“, rät Dr. Ekkehard Martin.